"Solidarität steigt": Sprecherin der "Letzten Generation" erklärt, wie die Störaktionen finanziert werden

Artikel von Stephanie Munk - 16.12.2022

Solidarität steigt": Sprecherin der "Letzten Generation" erklärt, wie die Störaktionen finanziert werden
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Über 65.000 Euro für Gebührenbescheide: Klimakleber sind auf Spenden angewiesen

Doch der Protest kostet Geld: Nicht nur Sekundenkleber, Kartoffelbrei und Banner müssen bezahlt sein. Zu Buche schlagen offenbar vor allem die Gebührenbescheide der Polizei. "Wir sammeln 65.070 Euro für Klebekosten und Geldstrafen", schreibt die "Letzte Generation" bei einer Fundraising-Kampagne auf der Plattform GoFundMe. "Der Batzen der Gebührenbescheide, den die Polizei Berlin ausstellt, ist in der Zwischenzeit angewachsen auf 340 Stück."

977 Spender haben bisher dazu beigetragen, diesen "Batzen" zu bezahlen. Mehr als 73.000 Euro sind zusammengekommen (Stand 14. Dezember 2022). Über die Plattform Startnext sammelten die Aktivisten außerdem bereits über 25.000 Euro für Unterkünfte in Berlin. Diese seien notwendig für ihre Kampagnen für ein Tempolimit und das 9-Euro-Ticket, schildern die Aktivisten, geplant seien "friedliche, entschlossene Störaktionen".

Sprecherin gegenüber Merkur.de: "Auch die ,Letzte Generation' braucht Geld"

Lilly Schubert, Sprecherin der "Letzten Generation", erklärt dazu gegenüber Merkur.de von IPPEN.MEDIA: "Auch die ,Letzte Generation' braucht Geld, um bestimmte Dinge zu finanzieren." Über Crowdfunding-Kampagnen seien in der Vergangenheit einige Menschen unterstützt worden, beispielsweise bei speziellen Kosten wie das Lösen von angeklebten Händen. "Wir sehen, wie die Solidarität steigt: Innerhalb eines Tages wurden 14.000 Euro dafür in einer Crowdfunding-Kampagne gesammelt", so Schubert.

Die Aktivisten würden zwar versuchen, sich bei den möglichen Folgen von Aktionen wie Gerichtsverfahren und Strafen gegenseitig zu unterstützen. Viele würden die Kosten auch selbst tragen. "Es wird jedoch hunderte Verfahren geben und die Kosten dessen können gerade bei bestimmten Aktionen in unglaubliche Höhen geraten."

"Letzte Generation"-Sprecherin: Dafür werden Spenden verwendet

Viele Menschen spenden auch direkt an die "Letzte Generation", so Lilly Schubert zu Merkur.de, zum Beispiel über das Spendenformular auf der Homepage. "Je nachdem, was sie selber geben können, sind es mal kleinere, mal höhere Beiträge." Mit den Spenden finanziere die Gruppe zu Beispiel Unterkünfte für Menschen, die dauerhaft Widerstand leisten würden, zum Beispiel in Berlin oder München. "Oder auch Materialien für Aktionen, wie jetzt im Winter Wärmflaschen uns so weiter", so Schubert.

Wer es sich selbst leisten könne, finanziere seinen Widerstand selber, so die Sprecherin. "Die meisten haben Familien, Jobs, studieren nebenher." Jene, die ihre Jobs aufgegeben hätten oder seit Monaten dauerhaft auf der Straße seien, würden aber unterstützt.

US-Stiftung in Kalifornien gibt Geld an "Letzte Generation" - "Nur für erlaubte Dinge vorgesehen"

Doch es gibt noch eine weitere Geldquelle: Auch private Stiftungen finanzieren Organisationen wie die "Letzte Generation" mit. Laut mehrerer Quellen ist dies vor allem der US-amerikanische Climate Energency Fund (CEF), der erst vor zwei Jahren im Kalifornien gegründet wurde. Auf dessen Homepage heißt es: "Wir unterstützen die mutigen Aktivisten, die die Öffentlichkeit auf den Klimanotstand aufmerksam machen."

Die US-Stiftung hat laut Morgenpost im Jahr 2022 vier Millionen Euro an 39 internationale Klimaschutzorganisationen ausgezahlt. Auch die "Letzte Generation" zählt dazu: Auf ihrer Homepage teilt die Gruppe mit, dass sie vom CEF einen Großteil ihrer Aufklärungs- und Bildungsarbeit sowie das Anwerben neuer Aktivisten finanziere.

Schubert bestätigt gegenüber Merkur.de: "Wir bekommen Geld vom Climate Emergency Fund für Bildungs- und Aufklärungsarbeit zur Klimakatastrophe, mit dem dann zum Beispiel Räume für Vorträge gemietet werden können." Martha Krumpeck, Mitglied der "Letzten Generation Österreich", wird außerdem von Der Standard zitiert: "Das Geld ist nur für erlaubte Dinge vorgesehen, etwa Banner produzieren oder um die Lebenskosten der Mitglieder zu decken."

"Climate Energency Fund" finanziert "Letzte Generation" mit - Wer dahinter steckt

Hinter CEF steckt Gründerin Margaret Klein Salamon (36), nach deren Auffassung ziviler Ungehorsam ein probates Mittel im Kampf für den Klimaschutz sei. "Wir müssen junge Organisationen unterstützen, die eine ehrgeizige Vision und einen Plan haben, um schnell zu wachsen, um Macht aufzubauen", schrieb die New Yorkerin 2016 in einem Essay. Gegenüber Yahoo Finanzen sagte Salamon, ihr Fond tätige "strategische Investitionen in neue Organisationen wie die ‚Letzte Generation', die das tägliche Leben stören wollen, um massiven Druck auf Regierungen aufzubauen".

Eine der wichtigsten Geldgeberinnen des CEF ist offenbar Aileen Getty, die aus einer Familie stammt, die mit dem Unternehmen Getty Oil ausgerechnet durch Erdöl reich wurde. Die milliardenschwere Erbin soll laut Der Standard bereits eine Million Dollar in den CEF gesteckt haben, um den Klimakampf zu unterstützen. Ziviler Ungehorsam sei "eine der wichtigsten und zugleich am meisten unterfinanzierten Klimaschutzmaßnahmen überhaupt" , wird Getty zitiert.

Auch Rockefeller- und Kennedy-Familie unterstützt Klimaproteste

Prominente Unterstützerin der Klimaaktivisten sei außerdem Rory Kennedy, Tochter des US-Politikers Robert F. Kennedy. Und auch Mitglieder der Rockefeller-Familie sollen kräftig für die Störaktionen von Klimaaktivisten mitzahlen. Die Rockefellers sind im 19. Jahrhundert ebenfalls ausgerechnet durch Ölgeschäfte zu Milliardären geworden.

In sechs deutschen Bundesländern waren die Aktionen der "Letzten Generation" am Dienstag (13. Dezember) ein Fall für Polizei und Staatsanwaltschaft: Es gab eine Groß-Razzia bei elf Aktivisten, ermittelt wird wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. (smu)


Quelle: msn.com